Im oberen Filstal zwischen Geislingen/Steige und Wiesensteig im Täle liegt die Kirche „Ave Maria“. Seit langer Zeit ist diese wunderschöne Kirche ein beliebter Wallfahrtsort. Damals wie heute suchen viele Menschen diesen idyllisch und ruhig im Wald eingebetteten Ort auf, um zu beten, oder auch um ein Kleinod des deutschen Spätbarocks zu betrachten und zu bewundern. 1929 betraute der Bischof von Rottenburg die seelsorgliche Betreuung dieses Marienheiligtums den Kapuzinern an.
Die Kirche wurde in den Jahren 1716 – 1718 erbaut. Von mächtigen Linden umgeben, fügt sie sich ein in den bewaldeten Berghang und wird zu einem Bild von seltenem Reiz.
Sie ist im spätbarocken Stil künstlerisch wertvoll gestaltet. Reiche Stuckornamentik und kunstvolle Gemälde schildern den Lebensweg der Gottesmutter Maria, die Ankündigung ihrer Gottesmutterschaft. Im Zentrum steht der Hochaltar, in dessen Mitte, von Engeln umgeben das Gnadenbild wie eine Monstranz die Blicke auf sich zieht. Die großen Statuen auf dem Kranzgesims stellen Kirchenväter dar, die in besonderer Weise von Maria geschrieben haben. Die Deggingener Künstler und Stukkateure Ulrich Schweizer (geb. 1674) und sein Sohn Johann Jakob Schweizer (geb. 1700) haben diese Werke geschaffen.
Die Freskengemälde stammen von Josef Wannenmacher (1722 – 1780). Die Bilder der Seitenaltäre und das Verkündigungsgemälde auf der linken Seite stammen von dem flämischen Künstler Martin von Valckenborch (1535-1612). Rudolf von Helfenstein (1560-1601) brachte diese Bilder aus Rom mit und stiftete sie der Wallfahrtskirche „AveMaria“.
Das Gnadenbild ist das Werk eines unbekannten Meisters aus dem 15. Jahrhundert. Diese spätgotische Madonna zeigt eine königliche Frau, voll Anmut und Schönheit. Sie hält das Kind liebevoll wie eine Mutter mit beiden Händen umfasst. Sie will jedem Besucher ‚Mutter’ sein, der vertrauensvoll sich an sie wendet.
Zweihundert Meter oberhalb der heutigen Barockkirche liegt in einem wasserreichen Quellgebiet eine Kapelle, genannt ‚Alt-Ave. Sie ist gemauerter Zeuge einer seit dem frühen Mittelalter bestehenden Marienwallfahrt. Um 1450 wird dieser Kapelle eine gotische Kirche angebaut, die in den Tagen der Reformation zerstört wurde. An stelle dieser Kirche wurde die jetzige Wallfahrtskirche errichtet.
Fast 90 Jahre lebte und wirkte die Ordensgemeinschaft der Kapuziner an diesem Ort. Diese prägte Ave Maria nach dem Beispiel des hl. Franziskus den Fußspuren Jesu folgen, Gott verherrlichen und allen Menschen nah sein, besonders denen, die in Not geraten sind. Schweren Herzens hieß es für die in Ave Maria lebenden Kapuziner im Oktober 2018 Abschied zu nehmen. Für all die Begleitung und für all die Dienste über die lange Zeit, in der die Kapuziner in Ave Maria gewirkt haben, bedanken wir uns aus tiefstem Herzen.
Aktuell wird nach einer Ordensgemeinschaft gesucht, die die Nachfolge der Kapuziner, die mit so viel Herzblut und Leidenschaft so lange Zeit auf Ave gewirkt haben, antreten wird.